Die Gutöhrle-Orgel

Das Instrument wurde im Jahre 1846 durch Johann Gutöhrlein (Gutöhrle) aus Künzelsau gebaut. Diese Datierung wird 1949 in einem Gutachten des ehemaligen Orgelpflegers Walter Lutz genannt. Darüber hinaus findet sich eine Kostenberechnung des Orgelbaumeisters Carl Schäfer aus Heilbronn von 1902 in den Orgelakten, worin es im Nachsatz heißt: "Dieses vorbeschriebene Werk wurde anfangs der vierziger Jahre von Orgelbauer Gutörhle in Kocherstetten, mit Ausname von 7 Registern, die von der alten Orgel beibehalten wurden, durchaus neu gefertigt."

 

Es hatte damals 15 Register auf einem Manual und Pedal, Schleifladen, einen freistehenden Spieltisch sowie auf dem Dachboden zwei Pistonbälge (Stöpselbälge).

Orginaldisposition der Orgel im Jahre 1846

 

Manual C-f´´´:

 

1. Bourdon (ab c°)            16´

2. Principal                        8´

3. Flöte                             8´

4. Viola di Gamba              8´

5. Gedeckt                        8´

6. Salicional                      8´

7. Octave                         4´

8. Gemshorn                    4´

9. Traversflöte                  4´

10. Quinte                        2 2/3´

11. Flageolet                    2´

12. Mixtur 3fach                1 1/3´+ 1´+4/5´

 

Pedal C-c´:

 

13. Subbaß                       16´

14. Violonbaß                    16´

15. Octavbaß                     8´

Disposition der Orgel ab 2006

 

1. Bourdon                   16´       ab c, Holz, original

2. Principal                     8´       SnPB, Prospekt, neu

3. Flöte                          8´       Holz, original

4. Viola di Gamba           8´      SnPb, Rekonstruktion

5. Gedeckt                     8´       Holz, original

6. Salicional                   8´       C-c Zink (um 1900), ab cs original

7. Octave                       4´      SnPb, ab c original

8. Gemshorn                 4´       SnPb, original

9. Traversflöte               4´       Holz, original

10. Quinte                     2 2/3´ SnPb, alter Fremdbestand um 1940?

11. Flageolet                  2´       SnPb, älter als 1848, original, konisch

12. Mixtur 4f.                 1 1/3´ Rekonstruiert, nach Schäfer/Walcker

 

Pedalwerk (C-d1):

 

13. Violonbaß                16´      Holz, Schäfer um 1880

14. Subbaß                    16´      Holz, vor 1848, original

15. Octavbaß                  8´       Holz, vor 1848, original

 

Hinterwerk, 2. Manual 8C-f3):

 

16. Rohflöte                    8´       SnPb, neu

17. Principalflöte             4´       SnPb, neu

18. Sesquialtera 2f.        2 2/3´ SnPb, neu

19. Octave                     2´        SnPb, neu

20. Trompete                 8´        SnPb, neu

Weiter heißt es bei Schäfer (1902): "Im Laufe der Jahre wurde von uns neu angefertigt und eingesetzt: Neue Blasbälge, neue Manualclaviatur. Principal 8´ von Zinn, Viola di Gamba 8´ von Zinn und Violonbaß 16´von Holz, uralt und schlecht verbleiben noch Quinte 2 2/3, Flageolet 2´ und Mixtur im Manual und Subbaß und Octavbaß im Pedal."

 

Die 4fache Mixtur tauschte Schäfer 1904 gegen eine tiefliegende 3fache Terzmixtur aus, da auch der Orgelrevident Prof. Heinrich Lang aus Stuttgart riet, "den festfeiernden Hörern für die kommenden Jahre das Geschrei der alten Mixtur zu erlassen" (Orgelakte).

 

Die Gemeinde kann Gott danken, dass vom ursprünglichen Bestand noch sehr viel erhalten geblieben ist, weil man nicht immer die nötigen Mittel besaß, alle Absichten in die Tat umzusetzen.

 

So steht zum Beispiel in einem Pfarrbericht von Pfarrer Ludwig Dieterle, 1920: "Die Orgel ist schlecht. Von 15 klingenden Registern ist das Principal, im Krieg abgeliefert worden, noch nicht ersetzt. Eingie andere Register sind unbrauchbar wegen Wurmfraß. Die Windladen sind durch Wurmfraß dem Untergang geweiht. 1919 wurde die Orgel mit einem Aufwand von 690 Mark von Orgelbaumeister Link, Gingen persönlich hergerichtet, so gut es ging. Mit seiner Firma ist auch der Stimmvertrag abgeschlossen. Ein Neubaufonds für die Orgel ist ein dringendes Bedürfnis".

 

Kurz nach 1920 wurde der abgelieferte Zinnprospekt durch Zinkpfeifen ersetzt. 1949 stellt der damalige Orgelpfleger, KMD Walter Lutz/Stuttgart in einem Gutachten die dringende Notwendigkeit einer umfassenden Instandsetzung fest. Das Werk sei ..."eine gediegene Schleifladenorgel und deshalb von vornherein wert, erhalten zu werden...". Lutz schlägt ferner vor, die Orgel bis an die Emporenwand zurückzusetzten, einige Register umzudisponieren, das Pedal zu erweitern und das Instrument durch ein Rückpositiv zu vergrößern.  

Diese Arbeiten werden 1950 durch Orgelbau E. F. Walcker & Cie aus Ludwigsburg ausgeführt. Dabei wird die Gambe 8´ durch eine Quintade 8´ ersetzt. Das direkt an den Spieltisch angebaute Rückpositiv erhält die 5 Register: Rohrflöte 8´, Blockflöte 4´, Principal 2´, Sesquialter und Schrfzimbel. Die Hauptwerksmixtur wird wieder 4-fach. Danach hatte das Instrument 22 Register auf zwei Manualen und Pedal.

 

Im Zuge der Kirchenrenovierung ab 2000 wird die Orgel von Orgelpfleger Burkhart Goethe, Schwäbisch Hall untersucht. Er stellt einen sehr hohen Denkmalswert aber auch erneut dringenden Handlungsbedarf fest. Gerade der Neubestand von 1950 sei "stark abgenutzt".Wegen der schlechten Zugänglichkeit entscheidet man sich schließlich für die Aufgabe des Rückpositives. Das neue Konzept hat folgende Eckpunkte:

  • Rekonstruktion des originalen Manual- und Pedalwerkes auf die Zeitschicht um 1900.
  • Neubau eines Hinterwerkes auf durchschobene Laden mit dem Pedal.
  • Neubau eines in die Emporenbrüstung integrierten freistehenden Spieltisches - dadurch kann die Orgel 30 cm nach vorne gerückt werden.

Heute befindet sich neben dem originalen Gehäuse der Hauptorgel, den Manualladen, dem Wellenbrett sowie wesentlichen Teilen der Registermechanik und der Windkanäle noch 10 originale Gutöhrle Register in der Orgel. Davon sind noch drei Register von den oben erwähnten "uralten...", nämlich Subbass 16´, Octavbass 8´und Flageolet 2´.