Artikel des Instituts für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart

17. März 2011 Angelika Weingardt - Künstlerin des Monats März

 

Fenster für Regiswindis

Als Frau Weingardt zusammen mit 5 Künstlerinnen und Künstlern zur Teilnahme an dem Wettbewerb für die Chorfenster der gotischen Regiswindiskirche in Lauffen eingeladen wurde, war ihr erster Schritt nicht,  für das gestellte Thema „Wein“ eine künstlerische Antwort zu finden, sondern sich den Ort anzuschauen, an dem dieses Thema umgesetzt werden sollte. Denn die gestalteten Fenster wirken nicht für sich allein, sondern in dem Raum für den sie gemacht werden und mit diesem zusammen. Die sechs Chorfenster der Regiswindiskirche befinden sich im ältesten, aus dem Jahr 1227 stammenden Teil der Kirche. Es sind sechs Fenster, zehn Meter hoch, jedes zwischen einem Meter und 1,40 Meter breit.

 

Indem Angelika Weingardt für alle Chorfenster ein Grundmotiv, das einer stark abstrahierten Weinranke, verwendet, betont sie die Geschlossenheit des Chorraumes. Die vertikale Ausrichtung des Raumes wird gestärkt dadurch, dass die Dichte des Musters auf den Gläsern nach oben hin abnimmt und so den Raum nach oben hin öffnet. Betont wird diese Ausrichtung noch durch die roten Einfassungen, die sich verstärkt im unteren Bereich der Fenster befinden und nach oben hin auslaufen. Durch den Ornamentcharakter des sich über alle sechs Fenster ausbreitenden Liniengespinstes entsteht ein starker Bezug zu den Grisaille Fenstern des 12. und 13. Jahrhunderts. Das Licht wird durch die fast farblosen Gläser in seiner Intensität gemildert, doch der Chorraum behält seine Helligkeit.

 

Das vegetabile Geflecht der ornamentierten Weinranken tritt in Dialog mit der Deckenbemalung des Chores, den fein geschnitzten Verzierungen der Orgel und den gemalten Ornamenten im Kirchenschiff.

Die Fenster sind in althergebrachter Weise mittels Bleiruten aus vielen kleinen Glasstücken zusammengesetzt, die in Farbigkeit, Lichtdurchlässigkeit, Ornamentstruktur und -dichte wechseln. So ist das Ornament der Ranke stellenweise in Schwarzlotmalerei aufgebracht und stellenweise wird der Bleisteg zur Ranke. Die Bleifassung ist das statische Gerüst für die einzelnen in einem komplexen Schnittmuster zusammengesetzten mundgeblasenen Gläser.

Angelika Weingardt hat schon einige Male Kirchenfenster gestaltet und immer wieder für die vorhandene räumliche Situation überraschende Gestaltungslösungen gefunden.

www.angelikaweingardt.com

 

Vita

Angelika Weingardt *1965

Ausbildung zur Glasmalerin an der Staatlichen Berufsfachschule Neugablonz

Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste (abk) Stuttgart bei Johannes Hewel und an der Bezalel School of Arts and Design Jerusalem/Israel bei Larry Abramson.

seit 1998 freischaffend

Seit 2006 unterrichtet sie an der Glaswerkstatt der abk Stuttgart

 

Fotos: Wolfgang Folmer

Quelle: Homepage des Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart; www.kirchbautag.de

 

 

 

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